Niederwalgern
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Eichenlohewald

Eine - nicht ganz so - alte Wirtschaftsform

Allegorisch: getrennt aufwachsen, ab der Hochzeit gemeinsam leben. So erklärt sich der Name "Hochzeitsbaum"

Lohewald oder auch Niederwald vermehrt sich durch Stockausschlag. Das bedeutet, dass in einem regelmäßigen Zyklus von 15 bis 30 Jahren die Bäume geerntet und dazu im Frühjahr auf den Stock gesetzt wurden.
Aus den Stöcken entwickelte sich eine Vielzahl neuer Triebe, die - über Jahre ausgedünnt - zu einem neuen Stockausschlagwald heranwuchsen.
Die Erntebäume wurden geschält und die Rinde als Holz zum Gerben von Leder eingesetzt. Die Eichenlohe aus Niederwald hat einen vergleichsweise hohen Gerbstoffgehalt gegenüber der Lohe aus Kernwüchsen (Baum, der aus Samen erwächst). Nach Auskunft älterer Bürger aus Niederwalgern wurde vor Ort das Loheschälen in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts beendet. Als Folge dieser Waldwirtschaft kann man heute die kuriosen Formen des Stockaustriebs in Form von Zwillings- oder auch Mehrlingswuchs sehen.  (Text und Photos: R. Hoffmann)

 

Wir verweisen ausdrücklich auf den Beitrag von Hans Schneider zur Heimatwelt Nr. 47 aus dem Jahre 2011. Die Heimatwelt können Sie auf der Webseite der Gemeinde kostenfrei herunterladen. Es lohnt sich!

Für Waldbesitzer war es eine schwerwiegende Entscheidung, ob sie die althergebrachte Waldnutzung auf mageren und/oder unzugänglichen Flächen umstellen sollten oder nicht. Wurde Eichenholz bisher z.B. zum Hausbau verwendet (Fachwerkbau), waren die jungen Eichen, die anfielen, wenn man sie wieder auf den Stock setzte, also radikal zurückschnitt, eher nur als Brennholz zu gebrauchen. Dafür waren die Erntezyklen geringer, es lockte - wenn man bei diesen Zeitabschnitten überhaupt davon reden kann - das "schnelle" Geld.

So mancher Altbauer mußte mitansehen, wie der Hoferbe gegen seinen Willen ins Lohegeschäft einstieg. Und wenn dem "Umsteller" ein langes Leben beschieden war, erlebte er vielleicht noch, wie das Geschäft mit der Eichenlohe durch Fortschritte in der chemischen Industrie wieder in sich zusammenfiel.

Schon das 19. Jahrhundert war ein Jahrhundert der Globalisierung, Rund um den Erdball boomten Wirtschaftszweige und brachen ebenso schnell wieder zusammen. Dem interessierten Leser sei das Buch "Die Verwandlung der Welt" des Historikers Jürgen Osterhammel zu diesem Thema empfohlen.

 

Und noch eine kleine, eher anekdotische Anmerkung zur unterschiedlichen Wertschätzung der einzelnen Holzarten: Vor Zeiten gab es genaue Vorschriften, zu welchem Zweck welches Holz verwendet werden durfte. Bei Treppen durften die Schwellen und die Stufenkanten aus Eiche sein, die Trittbretter, dem Verschleiß weniger ausgesetzt, hatten aus Nadelholz zu bestehen. (KHM)

Klick auf das Bild führt zum Beitrag über den Forst.

seit September 2014

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